Nachdem das geplante Ötztal-Wochenende wegen krankheitsbedingter Ausfälle scheitert, findet sich folgender Ersatzplan: Mexx und ich machen uns auf den Weg, uns das Hochschwabmassiv nach früheren Touren von Süden und Osten von seiner verhältnismäßig schwer zugänglichen Nordseite anzuschauen. Freitag Abend geht es mit dem Auto nach Weichselboden im Salzatal (675m), nächtlicher Aufstieg bei sternenklarem Himmel im Licht des Halbmonds über die Forststraße zur Edelbodenalm (1.344m). Damit, Schi/Snowboard und -Schuhe aufgrund der geringen Schneelage einige Hundert Höhenmeter zu tragen, haben wir gerechnet, dass die Straße aber bis zur Alm geräumt ist, ist eine unangenehme Überraschung. So müssen wir uns mit dem Gedanken an einen langen Abstieg nach unserer geplanten Tour abfinden.

Nach ein paar Stunden im Biwak entscheiden wir uns im Morgenlicht zwischen den zwei in Frage kommenden Tourenzielen Ringkamp und Hochschwab für letzteres, mit einem Anstieg durch das Gschöderer Kar. Landschaftlich berauschend geht es mit Harscheisen über mehrere Steilstufen, teils von steilen Kalksteinmauern umgeben, in Richtung Schiestlhaus. Die Wegfindung im kupierten Gelände (ab ca. 1.700m) ist auch mit Karte (1:35000) und GPS nicht ganz einfach, weshalb wir froh sind, Spuren zu sehen, an denen wir uns orientieren können. Die erhofften Firnbedingungen stellen sich leider nicht ein, eiskalter Wind pfeift uns mit gefühlten 100 km/h um die Ohren, und auch die Sonne entwickelt um diese Jahreszeit offenbar noch zu wenig Kraft, um diese nord-ost exponierten Hänge aufzuweichen. Ca. 150hm unter dem Schiestlhaus bzw. ca. eine Dreiviertel Stunde vom Hochschwab-Gipfel entfernt schlägt Mexx, der etwas angeschlagen ist und mit Erkältungssymptomen kämpft, vor, abzufahren. Auf harten, steilen Hängen schi/boardtechnisch eher anspruchsvoll zurück in Richtung Edelbodenalm, wo wir in der Früh einen Teil unserer Ausrüstung deponiert haben; erst an den unteren Ausläufern des Gschöderer Kars auf wenigen Metern etwas Firn. Ganz generell ist die Schneelage wie erwartet dürftig, für eine bodenberührungsfreie Abfahrt aber ausreichend.

Im unteren Teil der Abfahrt treffen wir einen freundlichen Herren, der sich als Mitarbeiter der Wiener Wasserwerke auf „Erkundungsmission“ im Rahmen eines Vermessungsprojekts befindet, was ihn dazu autorisiert, die Forststraße zu befahren (die, wie er uns erklärt, heuer ausnahmsweise geräumt wurde, um die Reperatur einer defekten Starkstromleitung zu erleichtern). Das Angebot, uns im Auto mit ins Tal zu nehmen und uns so den eineinhalbstündigen Abstieg mit vollem Gepäck zu ersparen, können wir nicht ausschlagen, die strafenden Blicke einer gerade aufsteigenden Gruppe ertragen wir gelassen ;). Zurück im Tal empfängt uns im Kontrast zum unwirtlichen Sturm am Berg bestes Frühlingswetter bei knapp 20 Grad.

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